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Vom Vorzug des Stiftens
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Stiftungen und ihr Profil

STIFTUNGEN UND IHR PROFIL
 

Stiftungen und ihr Profil

Vortrag zum Stiftungstag Hannover 2002

Das Profil von Stiftungen ist keine Frage von Image und äußerem Anschein. Laut Lexikon bedeutet Profil nicht nur Umrissgestalt, Kontur, Seitenansicht, sondern auch ausgeprägte persönliche Eigenart und Charakter. Profil ist Ausdruck von Substanz.

Wenn Stiftungen ihre Aufgaben nur in der Vergabe einzelner Wohltaten sehen, wenn sie sich auf das Schließen von Finanzierungslücken beschränken oder wenn sie anderen helfen, ihren ganz normalen Aufgaben nachzukommen, dann bleiben sie nicht nur farblos und ohne Profil, dann bleiben sie weit hinter ihren eigenen Möglichkeiten zurück.

Das Profil einer Stiftung beginnt sich schon in ihrer Satzung mit den dort festgelegten Stiftungszwecken abzuzeichnen. Der Wille des Stifters und damit seine Interessen und Vorlieben, das, was ihm wichtig ist und am Herzen liegt, und damit ein Stück seiner Persönlichkeit, kommen darin zum Ausdruck. Geschärft wird das Profil, wenn die Stiftungssatzung
in Förderprogrammen konkretisiert wird. Förderung ohne Konzeption ist Stiftungsarbeit ohne Kontur. Förderschwerpunkten nachzugehen heißt auch, höhere Effizienz zu erzielen. Aus guten Gründen vergeben die meisten Stiftungen keine allgemeinen Zuschüsse, sondern fördern ausschließlich einzelne Projekte. Aber auch in der Projektförderung muss es um Auswahl nach Inhalt und Qualität gehen. In Wissenschaft und Kultur ist das augenscheinlich, es gilt aber auch für alle anderen Bereiche bis hin zu sozialen Projekten. Förderung ist dann besonders wirkungsvoll, wenn sie hilft, originelle und neue Ideen umzusetzen, wenn sie Engagement und Eigeninitiative unterstützt und Qualität auszeichnet. Das muss nicht elitäre Förderung bedeuten. Das vorbildliche Heimatmuseum kann genau so dazu gehören wie ein musisches Projekt für Kinder, die beispielhafte Jugendarbeit in einem Sportverein und das besondere soziale Engagement für alte Menschen. Kriterien und Maßstäbe sind gefragt. Die Gießkanne wäre genau so deplaziert wie regionaler und politischer Proporz.

Zweifellos ist es vornehme Aufgabe von Stiftungen, soziale Not in ihren vielen Ausprägungen zu lindern, unkonventionell und unbürokratisch zu helfen. In nahezu allen anderen Fällen braucht sinnvolle Förderung Qualitätsmaßstäbe für die zu unterstützenden Projekte, bedeutet sie Anerkennung und Anreiz gleichermaßen. In diesem Sinne sollte Förderung Leistung honorieren und Leistungsanreize bieten. Dann können auch nachhaltige und strukturelle Wirkungen erzielt werden. Fördern nach Proporz wäre die Protektion des Mittelmäßigen.

Fördern umfasst mehr las Geld zu geben. Geld ist wertneutral. Man kann damit ebenso Segensreiches tun wie Unsinniges anrichten, was glücklicherweise weniger häufig geschieht. Gerade von Stiftungen wird sehr viel Sinnvolles und Bewundernswertes geschaffen. Fördern ist auch ein Austausch von Ideen und Anregungen, der beiden Seiten, dem Geförderten und dem Förderer – und vor allem dem gemeinsamen Projekt – zugute kommt. Zwischen Förderer und Gefördertem entsteht eine Partnerschaft. Das gilt nicht etwa nur für große Stiftungen. Gerade kleine Stiftungen können sich durch originelle Ideen hervortun.

Bei derartiger Förderpraxis wird die Grenze zwischen Stiftungen, die andere fördern und operativen Stiftungen, die eigene Programme verwirklichen, fließend. In der Regel haben es operative Stiftungen mit ihren eigenen Programmen leichter, ein markantes Profil zu gewinnen als fördernde Stiftungen. Der Aufbau einer eigenen Kunstsammlung, so sie denn Schwerpunkte pflegt und auf Qualität setzt, wird eher wahrgenommen als die Förderung von Ankäufen anderer. Dasselbe gilt für den eigenen Kunstpreis und das Stipendium, für den eigenen Musikpreis und die Konzertreihe, das eigene Umweltprogramm und die eigene Publikation. Aber auch hier sind Qualitätsmaßstäbe der Schlüssel zum Erfolg. Das bedeutet, dass Stiftungen in den verschiedenen Fachbereichen selbst Kompetenz besitzen oder sich kundiger Berater bedienen sollten.

Stiftungen können auch durch die effiziente Organisation ihrer Arbeit auffallen, wenn sie schnell und unkonventionell agieren und reagieren, wenn sie auf Anfragen und Anträge rasch und verbindlich antworten und den Partner nicht wie einen lästigen Bittsteller behandeln. Schließlich tragen auch das Erscheinungsbild und die professionelle Öffentlichkeitsarbeit zum Profil der Stiftung bei. Das Fundament aber ist das anspruchsvolle Förderprogramm. Nicht der überdimensionierte Scheck ist die Nachricht, der immer noch als Ausweis von Einfallslosigkeit öffentlich überreicht wird. Das, was mit dem Geld bewirkt wird, ist entscheidend. Stiftungen können Spuren hinterlassen.