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NOSTALGIE INKLUSIVE |
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Nostalgie inklusive Treffen ehemaliger Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Abteilungen Naturkunde und Urgeschichte des Niedersächsischen Landesmuseums Hannover
Eigentlich war Erika Schmidt schuld daran. Aktiv wie eh und je, hatte sie im Sommer 2006 einige Freunde zu einer Führung durch das Arboretum Ellerhoop eingeladen. Darunter waren auch Dr. Gerhard Boenigk und Dr. Heinz Schirnig, die ehemaligen Direktoren der Naturkunde und Urgeschichte des Niedersächsischen Landesmuseums Hannover. Das Wiedersehen war herzlich und es hatte Folgen. Es entstand die Idee, sich mit den alten Mitarbeitern aus dem Landesmuseum zu treffen. Vor 19 Jahren hatte Dr. Schirnig das Landsmuseum verlassen, um Geschäftsführer der Niedersächsischen Sparkassenstiftung zu werden, und vor 17 Jahren war Dr. Boenigk Direktor des Naturkundemuseums Braunschweig geworden. Alle, die davor Arbeitskolleginnen und –kollegen gewesen waren, wurden eingeladen. In jeder der beiden Abteilungen waren nur noch wenige der damaligen Mitarbeiter aktiv, einige in andere Stellen gewechselt, die meisten pensioniert worden, etliche auch schon verstorben. Wie viele würden der Einladung wohl folgen? Vielleicht ein Dutzend? Die Resonanz war überwältigend, 30 alte Mitstreiter fanden sich am 27.02.2007 in Hannover im „Da Lello“ ein, eine war vom Bodensee, einer vom Main angereist. In ausgelassener Stimmung wurde gemeinsam gegessen und getrunken, vor allem aber kam es zu vielen freundschaftlichen Gesprächen, ernste Gedanken eingeschlossen.
Dr. Boenigk und Dr. Schirnig begrüßten die Teilnehmer. In seiner kurzen Ansprache blickte Dr. Schirnig, wie sollte es anders sein, auch zurück auf das Landesmuseum. Einige seiner Gedanken seien hier wiedergegeben:
Die Veränderungen der vergangenen zwei Jahrzehnte sind nicht zu übersehen, von den Mitarbeitern im Hause in vielen Details hautnah erlebt, von den ehemaligen Mitarbeitern in großen Zügen von außen wahrgenommen. Vieles hat sich zum Positiven gewandelt. Die Sanierung hat dem altern Gebäude gutgetan. Die Fassaden strahlen in neuem Glanz. Das Foyer ist in seiner Funktion gestärkt und empfängt den Besucher freundlich, hell und großzügig. Auch viele andere Räume haben gewonnen. Auf die Cafeteria und den Museumsshop haben wir lange gewartet. Der Innenhof atmet befreit und kann für Veranstaltungen genutzt werden. Einige Ausstellungen haben sich wenig verändert und erinnern an alte Tage. Andere sind erneuert worden. In der Urgeschichte ist es das Verdienst von Dr. Wegner, die verschachtelten Einbauten in den Ausstellungsräumen entfernt und die großzügige Architektur von Haase wieder sichtbar gemacht zu haben. Ein nostalgischer Blick auf das Bewahrte wäre falsch. Eine Dauerausstellung ist nicht länger haltbar als eine Dauerwurst, habe ich bei anderer Gelegenheit einmal gesagt, danach wird sie unbekömmlich. Wir wünschen uns ein lebendiges Museum mit neuen, ideenreichen und gut gestalteten Ausstellungen.
Einen tiefen Einschnitt bedeutet die Aufgabe des Forums an der Marktkirche als Ort für Sonderausstellungen. Die im Haupthaus als Ersatz vorgesehenen Räume reichen in Größe und Qualität bei weitem nicht aus. Sie können den Ansprüchen, die das renommierte Haus im Konzert mit anderen großen Museen stellen muss, nicht genügen. Dabei ist die Aufgabe des Forums nur konsequent und uns, der älteren Generation der Museumsmacher, zuzuschreiben. Wir haben es nie verstanden, den Ort mit gleichbleibend qualitätvollen und attraktiven Ausstellungen zu füllen. Schon gar nicht ist es uns gelungen, ein die Fächer übergreifendes, überzeugendes Ausstellungsprogramm zu entwickeln. Vielleicht bietet die neue Organisationsstruktur des Museums die Chance dafür. In kleinlichen Räumen wird das nicht möglich sein.
Gestatten Sie mir, dass ich zum Schluss, sozusagen in eigener Sache, ein weiteres Thema anspreche: Das Museum und die ältere Generation. Der Hirnforscher Hans J. Markowitsch hat, wie etliche seiner Kollegen schon zuvor, auf dem kleinen Dresdener Kolloquium zum Thema „Das Museum im 21. Jahrhundert“ die neuen, inzwischen weit verbreiteten Erkenntnisse seines Faches dargelegt, dass das menschliche Gehirn früh zu altern beginnt, dass man diesen Prozessen aber erfolgreich entgegenarbeiten kann, indem man es systematisch fordert. Das geschieht nicht durch Auswendiglernen im Sinne von Pauken, sondern durch freiwilliges, mit Freude und Engagement verbundenes Lernen im Sinne von Bildung. Kaum eine andere Einrichtung ist für dieses Angebot des freiwilligen, mit Freude verbundenen Lernens so prädestiniert wie das Museum. Es kann einen wichtigen Part bei der Bewältigung dieser Aufgabe übernehmen, die angesichts des längeren Lebensalters und des demografischen Wandels von enormer gesellschaftlicher Bedeutung ist. In Ergänzung zur Pädagogik ist die Wissenschaft der Geriagogik entstanden. Museumsgeriagogik findet man jedoch in kaum einen Museum. Und gibt man im Internet den Suchbegriff „Museumspädagogik für Ältere“ ein, so trifft man auf Angebote für älteren Schüler. Natürlich richten sich die Angebote der Museen auch an ältere Besucher. Viele Veranstaltungen werden vermehrt von älteren Menschen angenommen, schon deswegen, weil der Anteil der Älteren in Freundeskreisen und Fördervereinen in den letzten Jahren stark zugenommen hat, weil weniger Jüngere nachrücken. Museumsgeriagogik aber meint die wissenschaftliche Erarbeitung und praktische Umsetzung von Bildungsangeboten, die speziell auf die Bedürfnisse älterer Menschen zugeschnitten sind. Das fehlt bis auf wenige Ausnahmen weitgehend. Ich würde mir wünschen, dass die Museen, auch unser Niedersächsisches Landesmuseum Hannover, mit der Geriagogik an Hochschulen zusammenarbeiten und eine Museumsgeriagogik entwickeln. Wenn sich die Museen dieser so wichtigen Aufgabe annehmen, wird ihr gesellschaftlicher Stellenwert weiter steigen. Kurzum: Ich wünsche mir auch auf diesem Gebiet eine kreative, ideenreiche Museumsarbeit zum Wohle der Institution, die uns allen am Herzen liegt.
Die Teilnehmer des Treffens der ehemaligen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter:
Herbert Aulich, Grafiker Prof. Dr. Gerhard Boenigk, Biologe Jürgen Brenner, Auquarianer Hans-Ulrich Buchwald, Grafiker Dr. Rainer Cunz , Numismatiker Gisela Deters, Museumspädagogik Dagmar Frinder, Magazinverwalterin Klaus Hempel, Aquarianer Sylvia Hilgenberg, Museumspädagogin Rose Jehnen, Museumspädagogin Jürgen Konrad-Falz, Archäologischer Restaurator Ursula Litschke, Bibliothekarin Renate Luscher, Sekretärin Ursula Niebler, Verwaltung Peter Nisi, Grafiker Karl-Heinz Perschall, Grafiker Herr Pucka, Restaurator Jürgen Reese, Restaurator Herr Scheithauer Dr. Heinz Schirnig, Archäologe Erika Schmidt, Botanikerin Dr. Schumacher, Biologe Klaus Seidel, Restaurator Frau Spautz Regine Tuitjer, Museumspädagogin Frau Twele Herr Uhe, Fotograf Dr. Stephan Veil, Archäologe Frau Weitkamp Frau Widmann Herr Wortmann, Präparator
27.02.2007
Gerd Pucka, Zoologischer Restaurator Jürgen Reese, Archäologischer Restaurator Dr. Heinz Schirnig, Archäologe Erika Schmidt, Botanikerin Dr. Rolf Schumacher, Biologe Klaus Seidel, Archäologischer Restaurator Andrea Spautz, Museumspädagogin Ursula Stamme, Fotografin Regine Tuitjer, Museumspädagogin Karl-Heinz Uhe, Fotograf Dr. Stefan Veil, Archäologe Petra Widmann, Geologische Präparatorin Carsten Wortmann, Zoologischer Präparator Carsten Wortmann, Zoologischer Präparator
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