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SCHILDER IM GARTEN
 
Schilder im Garten: Zu unruhig, zu auffällig und manchmal viel zu hoch



 

Schilder im Garten, informativ oder störend ?

Das wissenschaftliche Interesses und die pädagogischen Bestrebungen im Zeitalter der Aufklärung waren es, die dazu führten, dass Pflanzen in Gärten und Parks beschildert wurden. Besonders in jenen Anlagen, bei denen die Wissenschaft im Vordergrund stand, den botanischen Gärten und Arboreten, wurde es üblich, Pflanzen mit Schildern zu kennzeichnen. Manchmal war nur der botanische, also der lateinische oder griechische Name der Art oder Form angegeben, der durch den Namen der Gattung ergänzt wurde. Auch die Heimat der Pflanze wie das Pflanzjahr und eine Katalognummer konnten zusätzlich aufgeführt werden. Nur gelegentlich traten weitere Informationen ergänzend hinzu.

Für die allgemeinen, nicht spezialisierten Besucher der Gärten war es eine Erleichterung, als sich zu den botanischen Bezeichnungen die deutschen Pflanzennamen gesellten. In besonders besucherfreundlichen Anlagen wurden schließlich die deutschen Namen an die erste Stelle gesetzt. Das ist dann in Ordnung, wenn darunter die vollständigen, wissenschaftlich exakten botanischen Benennungen folgen. Dort, wo noch alte, historische Schilder erhalten sind, fallen sie uns durch ihre solide Ausführung und die schönen Formen auf. Die kleinen ovalen Emailleschilder, die an den Baumstämmen selbst oder an Stäben neben den Bäumen angebracht wurden, erfreuen uns ebenso wie die kleinen in Bronze gegossenen Tafeln, die neben den Bäumen auf Steinen haften. Diese Art der Beschilderung ist längst viel zu aufwändig und zu teuer geworden. Zudem finden die schönen Schilder zu oft „Liebhaber“, welche die historischen Stücke aus den öffentlichen Gärten gewissenlos mitgehen lassen.

Moderne Schilder sind nur noch selten aus soliden Materialien gefertigt. Kostengründe zwingen in den meisten Gärten dazu, dass Kunststoffe verwendet werden. Das ist dann zu akzeptieren, wenn Qualitätsmaßstäbe eingehalten werden. Schilder sollen sich unscheinbar und möglichst harmonisch in die Gärten einfügen. Geringe Größe, unauffällige Farbe, gleichbleibendes Format und einheitliche Gestaltung sind unabdingbare Anforderungen. Immer noch lässt die Beschilderung in vielen, auch großen öffentlichen Gärten viele Wünsche offen. Dabei liegt es nahe, die jahrzehntelangen Erfahrungen bei der Gestaltung von Texten aus den Museen, besonders den Naturkundemuseen, in den Gärten zu nutzen.

Wenn das geschähe, wären aus vielen botanischen Gärten die leuchtend weißen Schilder verschwunden. Gerade, wenn ihre Zahl groß ist, unterschiedliche Formate und unregelmäßige Positionierungen zusätzlich Unruhe stiften, kann sich ein beschaulicher Garten leicht in einen Schilderwald verwandeln. Auch die in Mode kommenden silbrig glänzenden Schilder sind, wenn die Farbe zu hell ist, viel zu auffällig, reflektieren die Sonne und stehlen den Pflanzen die Schau. Schilder haben dienende Funktion. Sie sollten sich nicht aufdringlich in den Vordergrund schieben, sondern unscheinbare Bestandteile des Gartens werden. Deshalb haben sich Schilder in ruhigen Farben bewährt. Grau, gebrochene Grün- und Blautöne, auch ein dunkles Weinrot sind Beispiele dafür. Die Schrift kann schwarz oder weiß sein. Zur Herstellung eignen sich Kunststoffplatten mit zwei Lagen in unterschiedlichen Farben. Die Schrift wird komputergesteuert eingefräst. Die obere Kunststoffschicht ergibt die Farbe des Schildes und in der Farbe der unteren Lage erscheint die Schrift. Die Auswahl der Farben und die Gestaltung des Schriftbildes sollten auf jeden Garten individuell abgestellt werden. Eine uniforme Beschilderung wäre langweilig und würde dem einzelnen Garten nicht gerecht.

In fortschrittlichen Anlagen sind Duft- und Tastgärten für Blinde und Sehbehinderte eingerichtet worden. Dazu gehören selbstverständlich Schilder mit Blindenschrift. Im Botanischen Garten Klagenfurt tragen die Stämme von Bäumen Schilder, bei denen sich unter der normalen Schrift ein Streifen mit Braille-Schrift für Blinde befindet. Für diese Besucher hat sich Rolf Wiese in einem Garten des Freilichtmuseums am Kiekeberg südlich von Hamburg etwas ganz besonderes einfallen lassen. Er hat die alte Tradition, farbige Pflanzenbilder auf Keramikschilder zu malen, aufgegriffen und die Pflanzen zusätzlich als Halbreliefs ausgebildet, damit sie ertastet werden können.

Für störende Schilder gibt es viele Beisiele. Sie können zu hell und zu auffällig sein, oder zu unruhig, weil sie verschiedene Formate aufweisen oder das Schriftbild unausgewogen ist. Wenn sie nicht gleichmäßig in derselben Höhe angebracht sind, kann auch das störend wirken. Es ist doch paradox, wenn die Beschilderung, wie es in einigen Gärten praktiziert wird, entfernt werden muss, damit fotografische Aufnahmen des Gartens von ästhetischer Qualität entstehen können. Im Idealfall sollten die Schilder harmonische Bestandteile sein, für die man sich nicht schämen muss.

Zur Anbringung der Schilder haben sich in den Boden gesteckte Metallstäbe durchgesetzt, deren oberer Teil, an dem das Schild pultartig haftet, abgeknickt ist. Die Schilder an den Metallstab zu kleben, bedeutet weniger Arbeit und vermeidet hässliche Schrauben und Nieten. Bei kleineren Gehölzen können Schilder auch an Zweige gehängt werden. Die Schilder bei größeren Bäumen mit kleinen Stiften direkt an den Stamm zu heften, ist nicht die beste, aber eine akzeptable Lösung. Drähte oder Kunststoffkabel um die Stämme zu binden, sieht alles andere als schön aus. Wenn die Metallstäbe mit den Schildern neben den Bäumen auf Rasenflächen stehen, kann das beim Mähen stören. Es erfordert zusätzlichen Arbeitsaufwand. Um den zu vermeiden, werden gelegentlich Natursteinquader, auf denen die Daten eingemeißelt sind, mit der Rasenfläche bündig in den Boden eingelassen. Das ist erstens eine sehr aufwändige und teuere Methode der Beschilderung und weckt zweitens leicht Assoziationen zu Grabsteinen. Quadratische Platten aus Ton zu brennen oder in Kunststein zu gießen, um auf ihnen die kleinen Kunststoffschilder bündig einzulassen, erfordert zwar auch einen größeren Aufwand, verspricht aber annehmbare Lösungen.

Die Beschilderung von Pflanzen ist nicht isoliert zu sehen. Sie sollte Teil eines einheitlich gestalteten Informationssystem des Gartens sein. Der Schönheit des Gartens entsprechend müssen die Informationen nicht nur didaktische, sondern ebenso ästhetische Qualitäten aufweisen. Bewährt hat sich dabei ein hierarchischer Aufbau der Informationen von einer allgemeinen Einführung über Teilinformationen zum Garten bis zu den Schildern an einzelnen Pflanzen. Dafür gibt es besonders in einigen Gärten Englands vorbildliche Beispiele. Für das Arboretum Park Härle in Bonn-Oberkassel hat Michael Dreisvogt mittelgraue Pflanzenschilder mit schwarzer Schrift entwickelt, die als Vorbild dienen können. Für den Kurpark Bad Nenndorf in Niedersachsen sind nach der misslungenen Beschilderung des Champion Trees Baumschilder in einem dunklen Weinrot, der Kennfarbe des Kurparks, mit weißer Schrift gestaltet worden. Auch das führte zu einem ansprechenden Ergebnis. Für den Bausch-Park in Neu Kaliß im westlichen Mecklenburg entsteht zur Zeit ein vielversprechendes Informationssystem des Schweriner Architekten Matthias Proske. Diese Beispiele rechtfertigen die Hoffnung, dass für immer mehr Gärten individuelle, ästhetisch anspruchsvolle Beschilderungen entstehen werden.

2011