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BREIDINGS GARTEN
 

Breidings Garten
im Kontext der englischen Landschaftsgärten in Deutschland

Klostergärten und barocke Pracht

Schon immer zeigten sich die Gärten von zwei Seiten: Sie spendeten Nahrung und sie schenkten Freude und Kontemplation, einmal mehr das Eine und einmal mehr das Andere. Die ältesten in Mitteleuropa belegten Gärten sind die mittelalterlichen Klostergärten. Sie lieferten Gemüse, Kräuter und Obst für die Küche, Heilkräuter für die Apotheke, und zudem waren es Orte der Stille und Besinnung. Die heutigen Klostergärten sind Rekonstruktionen. Die wichtigsten Grundlagen dafür sind der Plan des Klosters St. Gallen und das Gedicht über den Gartenbau des Benediktinerabtes Walahfried von der Reichenau, genannt Strabo. Als anschauliche, sorgfältig ausgeführte Beispiele können in Norddeutschland die Gärten des Heideklosters Isenhagen in Hankensbüttel und des Klosters Riddagshausen in Braunschweig dienen.

Der Weinberg des Zisterzienserklosters Kamp in Kamp-Lintfort ist zu einem Terrassengarten umgestaltet und damit zu einem prächtigen Barockgarten geworden. Das herausragende Beispiel eines Barockgartens aber ist der Große Garten in Herrenhausen. Wer ihn von der Herrenhäuser Straße aus betritt, ist überwältigt vom Großen Parterre mit seinen Beeten, den weißen Statuen, den in Form geschnittenen Gehölzen, von der Glockenfontäne und der Großen Fontäne. Es ist einer der schönsten Barockgärten Europas, der in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts von den welfischen Kurfürsten an ihrer Sommerresidenz damals noch vor den Toren Hannovers errichtet wurde. Auf seinen Charakter nahm die Gattin Ernst Augusts, die der Kunst aufgeschlossene Kurfürstin Sophie starken Einfluss. Ihr wichtigster Ratgeber und philosophischer Freund war Gottfried Wilhelm Leibniz. In der Folge stellte das Haus Hannover in Personalunion auch die Könige von England, so dass die hannoversche Sommerresidenz an Bedeutung verlor. Das kam der Erhaltung des Großen Gartens zugute, er geriet etwas aus dem Blick und wurde deshalb nur wenig verändert. So blieb es ihm erspart, wie viele andere barocke Gärten in einen englischen Landschaftspark verwandelt zu werden.

Die barocke Struktur blieb erhalten. Ihre Kennzeichen sind die strenge formale Gliederung mit dem Parterre aus Blumen und in Form geschnittenen Gehölzen, vor allem Buchsbaum und Eibe, mit antiken Skulpturen, Fontänen und Kaskaden, den Gartenbauten wie Tempeln, Grotten, mit Heckentheater und Irrgarten. Nur eines fehlt, das Schloss, das 1943 den Bomben zum Opfer fiel und jetzt von der Volkswagenstiftung als Leibnitzzentrum wieder aufgebaut werden soll. Für den Garten ist das ein bedeutsames Projekt, denn die gesamte Anlage war auf das Schloss bezogen und in ihrer Funktion nur mit ihm zusammen verständlich. Die prächtigen Barockgärten formalisierten, ja dressieren die Natur und waren Ausdruck der Herrschaft und ihres absoluten Anspruchs. Sie dienten nicht nur der Repräsentation, sondern auch dem Vergnügen.

Der englische Landschaftsgarten, eine Revolution in Grün

Von den Gärten der Renaissance, die auf die Antike zurückgriffen, zu den Barockgärten verlief die Entwicklung kontinuierlich. Der englische Landschaftsgarten war dagegen etwas Neues, glich einer Revolution. Er war ein Gegenentwurf. Die mathematische Strenge wurde zurückgedrängt. Weiche Formen schmiegten sich der Natur an: Großzügige Rasenflächen, Baumgruppen und solitäre Gehölze, geschwungene Wege und Flüsse, natürlich geformte Teiche und Seen. Hinzu kamen Blickachsen in den Parks und Ausblicke in die umliegende Landschaft. Um die Sicht nicht zu stören, war die typische Art einer „unsichtbaren“ Begrenzung das Aha, ein Graben, in dem auch eine versenkte Mauer stehen konnte. Und doch würde man die englischen Landschaftsgärten verkennen, würde man sie als natürlich bezeichnen. Sie sind hoch artifiziell.

Wie war es zur Entwicklung des Landschaftsgartens gekommen? Er entstand um 1720 im Umkreis von London, wo Handelsherren, Politiker, Militärs, auch Dichter damit begannen, stadtnahe Villen und Gärten anzulegen. Sie hatten das Glück, schon damals in einer konstitutionellen Monarchie zu leben. England hatte den Absolutismus hinter sich gelassen und war zum technisch, wirtschaftlich, politisch fortschrittlichsten und liberalsten Land Europas geworden. Zur eingesessenen Aristokratie mit feudalem Grundbesitz war das Bürgertum mit seinem städtischem Kapital gekommen. Es war eine kultivierte Oberschicht von Gartenbesitzern. Sie zitierte die Antike nach dem Vorbild der Renaissance in ihren Gärten mit Statuen, Tempeln und Grotten, die sie auf Bildungsreisen in Italien kennen gelernt hatte. Einen der ersten neuartigen Gärten, der Berühmtheit erlangte, schuf sich um 1720 der Dichter und Homerübersetzer Alexander Pope in Twickenham an der Themse. Ein weiteres frühes Beispiel entstand in Chiswick, wo Lord Burlington den in Italien als Maler ausgebildeten Wiliam Kent mit der Gestaltung beauftragte. Das war nur logisch, denn in den englischen Landschaftsgärten griff man Motive der Landschaftsmalerei auf. „Begehbare Bilder“ hat man die Gärten genannt.

Denen, die englische Landschaftsgärten schufen, war eine antiabsolutistische Haltung eigen, die zur Ablehnung der formalen Gärten im französischen oder holländischen Stil führte. Individuelle Freiheit war ihnen wichtig. Die begründeten sie aus dem Naturrecht, so dass Natur zum Freiheitssymbol wurde. Es war das Zeitalter der Aufklärung, und die in den Gärten ihr Spiegelbild fand. So kam in Wörlitz, einem der frühesten Landschaftsgärten in Deutschland, die Idee der Toleranz zum Ausdruck, indem Kirche, Synagoge und Naturaltar gleichberechtigt in Bezug gesetzt wurden. Den Fortschritt der Zivilisation stellte man dort in den Brücken dar, von der urzeitlichen Baumbrücke bis zur damals modernsten englischen Eisenkonstruktion. Und die Einbeziehung Umgebung in die Gartenbilder unter dem Begriff der ornamented farm hatte nicht nur einen ästhetisches Aspekt, sondern auch agrarische Bedeutung, indem fortschrittliche Methoden der Landwirtschaft und des Obstbaus vermittelt wurden. Baron Caspar Voght ließ in Klein Flottbek, das damals noch zu Dänemark und nicht zu Hamburg gehörte, mit den Instenhäusern fortschrittliche Wohnungen für Tagelöhner bauen, die heute noch im Jenischpark zu besichtigen sind. All das waren Teile eines aufklärerisch pädagogischen Programms. Dazu passte es auch, dass sich die Schlossgärten in dieser Zeit verstärkt dem Volk öffneten.

Aber auch ganz andere Strömungen der Zeit flossen in die englischen Landschaftsgärten ein. Bürgerliche Vernunft, Rationalität und wirtschaftliche Effektivität riefen als Gegenbewegung Empfindsamkeit und Innerlichkeit hervor. Mit der Entdeckung des Gefühls kam die sentimentale Natursehnsucht ebenso wie die romantische Flucht ins Mittelalter auf. Auf die Klassik folgte die Romantik. In den Gärten gesellten sich der Gotik nachempfundene neugotische Bauten neben künstliche Ruinen und Einsiedeleien. Manches nahm skurrile Züge an wie die Attrappen von Gebäuden. Zu den ornamented farms kamen später die ornamented hermits, die „Ziereremiten“, das waren nostalgisch gekleidete und ausgestattete Menschen, welche bezahlt wurden, um die Einsiedeleien in den Gärten zu beleben. Sie würden heute dem Heidepark Soltau alle Ehre machen. Einige diese Zutaten tragen ihre Bezeichnung „Folies“ als Narreteien nicht ohne Grund. Den englischen Landschaftsgärten würde man Unrecht tun, wenn man sie nur als Ausdruck der Romantik sähe. Ihr Ursprung ist die Aufklärung. Die ersten Landschaftsgärten sind auch lange vor dem Zeitalter der Romantik entstanden. England wurde neben Italien zum Hauptreiseziel und die Landschaftsgärten zum wichtigsten Artikel des englischen Kulturexports.

Frühe Landschaftsgärten in Deutschland

Gelegentlich wird der Schlosspark Schwöbber im Landkreis Hameln-Pyrmont als frühester Landschaftsgarten in Deutschland genannt. Hier begann Otto II. von Münchhausen um 1750, die strengen geometrischen Strukturen aufzulockern. Im Band IV seines „Hausvater“ von 1769 beschrieb er die Anlage eines Landschaftsgartens und bezieht dabei konkrete Erfahrungen aus Schwöbber ein: „Ich habe meinen Garten jetzt verändern und nach der neuen englischen Mode einrichten, mithin die alten hohen geschornen Hecken wegnehmen, die vielen breiten Gänge eingehen und statt deren hie und da krumme schmalere mit Buschwerk bepflanzte Gänge anlegen lassen. Die Arbeit ist nachgerade bey müssigen Stunden ohne große Kosten verrichtet worden; ich habe mehr brauchbares Feld gewonnen; Der Gärtner hat nicht so viele Gänge reinzuhalten.Ich spare die auf Unterhaltung der Hecken zu wendenden Kosten; die Gänge sind zum Theil mit essbare Früchte tragenden Sträuchern besetzt., als Quitten, Nüssen, Mispeln; da die Hecken von Hainbüchen nichts einbrachten, vielmehr denen nebenstehenden Küchengewächsen schadeten. Hätte ich hingegen, um die Mode vollkommen zu machen, zur Besetzung der Gänge lauter Stauden aus England kommen lassen und dasjenige, was ich umsonst vor der Thür hatte, um theure Preise kaufen wollen, um sagen zu können, dass alles mit englischen Pflanzen besetzt sey, so hätte ich sehr unrecht gethan und noch unverantwortlicher würde ich mir scheinen, wenn ich kostbare neue Werke, z. E. englische Brücken und Tempel nachgemacht hätte, deren Unterhalt die Kräfte des Guts übersteigen würde.“

Auch wenn der „Hausvater“ generell die Praxis und die Wirtschaftlichkeit des Landbaus betont, so macht der Text darüber hinaus doch deutlich, dass von Münchhausens Interesse einzig den praktischen Vorzügen der englischen Landschaftsgärten galt. Ihre Ästhetik und die Philosophie, die hinter ihnen steht, blieb ihm fremd. Es ist wohl kein Zufall, dass aus dieser Zeit kein Plan und keine Ansicht des Gartens existiert. Daran, dass in Schwöbber um 1750 Deutschlands ältester Landschaftsgarten entstand, darf mit Recht gezweifelt werden. „Nach der neuen englischen Mode“ geschnittene Hecken zu entfernen und breite, gerade Gänge hier und dort durch geschlängelte Wege zu ersetzen, macht noch keinen englischen Landschaftsgarten.
Die Bedeutung Ottos II. von Münchhausen liegt auf anderem Gebiet, auf seinen landbaulichen und botanischen Leistungen, auf der Fortführung und dem Ausbau der großen Pflanzensammlung, der Einführung nordamerikanischer Gehölze in Schwöbber und ihrer Verbreitung in Deutschland. Nordamerikanische Bäume untersuchte er auf ihre forstwirtschaftliche Eignung.

Ähnliches geschah kurz danach in Harbke im Landkreis Börde. Dort begann Friedrich August von Veltheim 1766, den französischen Garten am Schloss Harbke, südöstlich von Helmstedt, zu einem englischen Landschaftsgarten zu gestalten, unter Beibehaltung einiger barocker Strukturen. Die Anregungen dazu hatte hier der Gärtner Daniel August Schwarzkopf von seinen Englandreisen mitgebracht. Die Aufsicht über die Pflanzung ausländischer Gehölze wurde dem Arzt und Botaniker Johann Philipp du Roi übertragen, dessen Werk „Die Harbke’sche wilde Baumzucht, teils nordamerikanischer und anderer fremder, teils einheimischer Bäume“ von 1771/72 als erste wissenschaftliche Abhandlung zur Dendrologie in Deutschland gilt. Mit der Kultivierung ausländischer Gehölze wurde Harbke zu einem der wichtigsten Pflanzenlieferanten für englische Landschaftsparks in Deutschland. 1805 kam Johann Wolfgang von Goethe nach Harbke, um die „Wilde Baumzucht“ zu studieren. Einige markante Bäume, so der wohl älteste Ginkgo Deutschlands, stehen noch heute dort.

Auf einen weiteren sehr frühen Landschaftspark in Norddeutschland muss noch verwiesen werden, auf den Hinüberschen Garten in Marienwerder, das heute zur Stadt Hannover gehört. Dort hatte der Amtmann des Klosters Marienwerder, Jobst Anton von Hinüber, schon 1762 einen englischen Landschaftsgarten anzulegen begonnen.

Zwei bedeutende Landschaftsgärten entstanden aufgrund verwandschaftlicher Verbindungen zu England. In Gotha ließ Herzog Ernst II. von Sachsen-Gotha-Altenburg ab 1766 mehrere barocke Gartenanlagen um einen Landschaftspark ergänzen. In seinem Zentrum liegt ein See mit der Insel, auf der die herzogliche Familie bestattet ist. Am Rand des Sees erhebt sich der Merkurtempel. Die älteren Gartenanlagen wurden später umgestaltet und zu einem einheitlichen Park zusammengefasst, der in seinen Grundzügen bis heute besteht. Seine wichtigste Teile sind der Orangeriegarten, der Herzogingarten und der Englische Garten. Die enge familiäre Verbindung des Hauses Sachsen-Gotha-Altenburg nach England war auch von gartenhistorischer Bedeutung. Die mit dem englischen Kronprinzen Frederick Lewis verheiratete Prinzessin Augusta von Sachsen-Gotha-Altenburg veranlasste die Gründung des berühmten Royal Botanic Gardens Kew. Ihr Neffe, Herzog Ernst II. von Sachsen-Gotha-Altenburg, lernte auf der Insel die englischen Landschaftsgärten kennen und ließ einen solchen in Gotha anlegen. Den Auftrag erhielt der Engländer John Haverfield der Jüngere und führte ihn im Stil des Lancelot „Capability“ Brown aus.

Ähnliche verwandtschaftliche Bande führten von England nach Braunschweig. Im Schloss-Richmond-Park liegt das kleine Schloss auf einem Hügel hoch über der Oker. Fächerförmig gehen von hier großzügige Sichtachsen aus und reichen weit in die Talaue der Oker. Heute enden sie dort, früher griffen sie weit in die Ferne aus, so dass man den Harz gesehen haben soll. Insgesamt ergibt sich, ganz in englischer Manier, ein harmonisches Landschaftsbild wie ein Gemälde. Der Park wurde 1768 auf Wunsch der englischen Prinzessin Auguste Friederike Luise angelegt, der Schwester des englischen Königs Georg III. und späteren Braunschweiger Herzogin. Zwar viel kleiner, entspricht die Anlage genau dem Richmond Park mit dem Richmond Hill als Aussichtspunkt in London. Dort in diesem Park, den kein Geringerer als Lancelot Capability Brown entworfen hatte, war die Prinzessin aufgewachsen. Den Park in Braunschweig hat sie wohl aus Heimweh anlegen lassen. Anscheinend geht auch die Planung dieses Parks auf Lancelot Capability Brown zurück. Es wäre seine einzige Gartenplanung in Deutschland.

Zu ergänzen sind die frühen Landschaftsparks in Deutschland durch einen nur wenig jüngeren, den Park in Wörlitz von 1769. Es ist einer der bedeutendsten und größten. Fürst Leopold III. Friedrich Franz von Anhalt-Dessau ließ ihn zusammen mit dem umgebenden Gartenreich anlegen. Anregungen und Kenntnisse dafür hatte er sich gemeinsam mit seinem Architekten und Freund Friedrich Wilhelm von Erdmannsdorff auf ausgedehnten Bildungsreisen geholt. Ihre intensiven kulturhistorischen und ökonomischen Studien in England, Italien und anderen europäischen Ländern waren die Grundlagen für die Planungen des Gartenreichs, das ganz im Sinne der Aufklärung der Bildung und dem ökonomischen Fortschritt dienen sollte. Das kleine Land wurde zu einem der fortschrittlichsten in Deutschland. Nur um wenige Beispiele wie den Park Machern bei Leipzig oder den Ilmpark in Weimar ließen sich die englischen Landschaftgärten in Deutschland aus dem 18. Jahrhundert ergänzen. Die meisten gehören bereits dem 19. Jahrhundert an.

Breidings Garten in Soltau

Auch die englischen Landschaftsgärten des 19. Jahrhunderts liegen meistens an fürstlichen Residenzen oder an Gütern des Landadels. Zunehmend entstehen Landschaftsparks auf Anwesen des wohlhabenden und selbstbewussten Großbürgertums. Sie sind nicht etwa mit den gleichzeitigen kleinen und kleingliedrigen bürgerlichen Gärten im Stil des Biedermeier zu verwechseln. Hier geht es um die großzügigen Parks von Industriellen und Handelsherren. In diesen Zusammenhang gehört Breidings Garten in Soltau. Er wurde ab 1850 von August Röders, Unternehmer und Gründer der Firma Carl Breiding & Sohn, dicht an der Innenstadt Soltaus angelegt. Das Unternehmen war mit der Herstellung von Bettfedern und Filz außerordentlich erfolgreich. Der 12 ha große Garten und das zur Villa ausgebaute Landhaus dienten der Familie als Treffpunkt und Erholungsort. Leicht erhöht gelegen, ist sie der zentrale Punkt des Gartens, der sich in der in der Flussaue der Böhme befindet mit hohem Grundwasserstand und feuchten Böden. Von der Terrasse am Haus führt eine zentrale Treppe hinab zum Pleasureground, dessen Rasenfläche von Blumenteppichen, solitären Ziergehölzen und geschwungenen Wegen aufgelockert wird. Es schließt sich der Große Teich mit dem Springbrunnen an. Dahinter beginnt die Parklandschaft mit Rasen- und Wiesenflächen, solitären Bäumen und Baumgruppen bis zur waldartigen Randbepflanzung. Von der Terrasse geht der Blick über Pleasureground, Großen Teich und Springbrunnen in den Park. Den nördlichen Teichrand beherrscht eine künstliche Burgruine, die gleichzeitig die praktische Funktion eines hohen Wasserspeichers für den Springbrunnen und zur Bewässerung des Nutzgartens hatte. Zu den wesentlichen Bestandteilen des Gartens zählen noch die Lindenallee am ehemaligen Tetendorfer Kirchweg, die Heckenbosketts nördlich der Villa und der Nutzgarten mit Obstwiese und Gärtnerei.

Das alles sind Elemente eines englischen Landschaftsgartens, genauer gesagt eines zonierten Landschaftsgartens des 19. Jahrhunderts. Hinzu kommen als typische Zutaten der dreißiger Jahre des 20. Jahrhunderts die Rhododendronpflanzungen. Sie sind historischer Bestandteil des Gartens geworden, sollten aber dort stark zurückgeschnitten werden, wo sie Sichtverbindungen stören. Die 2001 am Ostufer des Großen Teiches gepflanzten Azaleen wurden direkt in die Blickachse von der Villa in den Park gesetzt. Da sie während der Blüte zudem das harmonische Farbspektrum von Violet und Weiß der übrigen Rhododendren stören, sollten sie wieder entfernt werden.

Der alte Baumbestand ist beachtlich, mit 38 Arten aber für einen Park des 19. Jahrhunderts dieser Größenordnung nicht besonders vielfältig. Von den heimischen Laubbäumen herrschen Stieleiche, Quercus robur, Sommerlinde, Tilia platyphyllos, Rotbuche, Fagus sylvatica, Schwarzerle, Alnus glutinosa, Hainbuche, Carpinus betulus, Sandbirke, Betula pendula und Esche, Fraxinus excelsior, vor. In wenigen Exemplaren kommen Bergahorn, Acer pseudoplatanus, Spitzahorn, Acer platanoides, und Haselnuss, Corylus avellana, vor. Als besondere Formen treten Blutbuche, Fagus sylvatica ’Atropurpurea’, die Hänge-Esche, Fraxinus excelsior ’Pendula’, und die Hänge-Flatter-Ulme, Ulmus laevis ’Pendula’ hinzu. An Nadelbäumen sind Fichte, Picea abies und Europäische Eibe, Taxus baccata zu nennen.

Von den ausländischen Laubbäumen steht die amerikanischen Roteiche, Quercus rubra, deutlich an der Spitze, gefolgt von den aus Südosteuropa stammenden Rosskastanien, Aeculus hippocastanum. Die amerikanischen Gehölze Robinie, Robinia pseudoacacia, Silberahorn, Acer saccharinum, Tulpenbaum, Liriodendron tulipifera, Amberbaum, Liquidambar styraciflua sind wiederum nur in einzelnen Exemplaren vorhanden. Die Nadelbäume werden von der Douglasie, Pseudotsuga menziesii, angeführt. Es folgen Küstentanne, Abies grandis, Lawsons Scheinzypresse, Chamaecyparis lawsoniana, Abendländischer Lebensbaum, Thuja occidentalis, Riesenlebensbaum, Thuja plicata, Sitkafichte, Picea stichensis, und Nootka-Scheinzypresse, Cahamaecyparis nootkatensis. Mit nur einem Exemplar sind Kanadische Hemlocktanne, Tsuga canadensis, und Nordmannnstanne, Abies nordmanniana vertreten. All diese Nadelholzarten kommen aus Nordamerika. Ergänzt wird der Bestand nur durch die Erbsenfrüchtige Scheinzypresse, Chamaecyparis pisifera, aus Japan und einen später gepflanzten Urweltmammutbaum, Metasequoia glyptostrboides, aus China. Da auch die meisten ausländischen Laubbaumarten in Nordamerika beheimatet sind, wird hier der geografische Sammelschwerpunkt von August Röders sichtbar. In vielen Parks des 18. und 19. Jahrhunderts ist der Bestand exotischer Gehölze deutlich stärker ausgeprägt. Sie wurden im Park insgesamt, oft aber am Pleasureground konzentriert angepflanzt, so dass sich daraus das Arboretum, die aus wissenschaftlichem Interesse oder aus Liebhaberei entstandene Baumsammlung, als ein spezieller Gartenraum entwickeln konnte.

Als Abweichungen vom typischen Landschaftspark fallen das Fehlen geschwungener Wege oder eines Belt Walk, eines Rundwegs im Pücklerschen Sinne auf. Stattdessen erschließt hauptsächlich der zuvor schon vorhandene, annähernd gerade verlaufende Tetendorfer Kirchweg den Park von einem Ende zum anderen. In einem Park dieser Größe, der mit biedermeierlicher Abgeschiedenheit nicht viel gemein hat, wäre auch die eine oder andere Sichtverbindung in die umgebende Landschaft zu erwarten.

Die jüngere Entwicklung hat dem Park nicht gut getan. Die Bomben am Ende des Zweiten Weltkriegs haben ebenso Schaden angerichtet wie der Orkan von 1972. Dass die nach dem Krieg in der Villa wohnenden Flüchtlinge den Pleasureground zu einem Kartoffelacker machten, ist verständlich. Die Anlage des Tennisplatzes war in den sechziger Jahren genau so wenig zum besten des Parks wie der Bau des neuen Wohnhauses mit gesondertem Garten, auch wenn damit der Name Hübotter verbunden ist. Nachdem das Unternehmen Carl Breiding & Sohn 2005 in Konkurs gegangen war, konnte der Park nicht mehr gepflegt werden und verwilderte zunehmend. Für seinen Fortbestand war keine Vorsorge getroffen worden. Lichtblicke gab es, als der Park 1993 unter Denkmalschutz gestellt wurde, als 2007 tatkräftige Bürger den Verein Breidings Garten e. V. gründeten und als es mit der Beteiligung der Stadt Soltau 2009 zur Errichtung der gemeinnützigen Stiftung für die Trägerschaft des Gartens kam. Der Förderverein war es auch, der den Anstoß gab zu der 2008 am Institut für Landschaftsarchitektur der Leibniz-Universität Hannover fertiggestellten Diplomarbeit. Urs Leyhe und André Poldrack haben den Park einer gründlichen Bestandsaufnahme und Analyse unterzogen, seine kulturhistorische Bedeutung herausgestellt und zudem eine Konzeption für die zukünftige Pflege entworfen. Sie schufen eine gute Grundlage für die Arbeit der Stiftung und des Vereins Breidings Garten.

Breidings Garten ist ein bedeutendes Beispiel für einen englischen Landschaftsgarten des 19. Jahrhunderts in Norddeutschland. Er gehört zu den zonierten, in Pleasureground, Boskett, Parklandschaft und Nutzgarten gegliederten Parks. Und er zählt zu den weniger häufigen bürgerlichen Gartenschöpfungen, allerdings nicht zu den Gutshöfen, denen er zugeordnet wurde, denn dazu reicht der kleine Nutzgarten nicht aus. Selbstverständlich gehört er auch nicht zu den kleinflächigen und kleingliedrigen Biedermeiergärten, sondern zu den großzügigen Landschaftsgärten der Unternehmer, der Industriellen und Handelsherren. Der Park Schloss Biesdorf in Berlin der Industriellenfamilie von Siemens und der Park Schloss Rauischholzhausen in Hessen des Industriellen Ferdinand von Stumm sind zu Recht zum Vergleich herangezogen worden. Geografisch noch näher liegen die von Unternehmern eingerichteten Landschaftsparks in Neu Kaliß und Nordhausen.

Vergleiche zu Breidings Garten

Etwa 120 km östlich von Soltau liegt Neu Kaliß. In dem kleinen Ort unweit der Elbe hatten 1872 die Unternehmer Felix Schoeller und Theodor Bausch die erste Papierfabrik Mecklenburgs gegründet. Die hervorragende Qualität ihrer Produkte ließ sie rasch zu einem führenden Unternehmen der Papierherstellung in Deutschland werden, auf dessen Papier sogar Scheine der Reichsbank gedruckt wurden. Unweit der Fabrik ließ Theodor Bausch für sich und seine Familie eine Villa bauen und beauftragte den Gärtner Vieth aus Wittenburg, einen Park im Stil der englischen Landschaftsgärten anzulegen. Die Windfahne der Villa zeigt die Jahreszahl 1877. Es folgte der Bau zweier weiterer Villen für die Söhne Theodor und Viktor. Der jüngste Sohn Felix bewohnte später die väterliche Villa, so dass die drei Villen bis heute die Namen Felix, Theodor und Viktor tragen. Die gründerzeitlichen roten Backsteinbauten im Jugendstil fügen sich harmonisch in den Park. Obwohl jeder der Villen ein eigener Parkteil zugeordnet war, der von je drei Gärtnern betreut wurde, entstand eine einheitlich gewachsene Anlage. Die mächtigen Bäume beherrschen heute das Bild. Ein beachtlicher Baumbestand ist herangewachsen mit Sumpfzypresse, Tulpenmagnolie, und Schirmmagnolie, mit Roteiche, Scharlacheiche und Silberahorn, mit Säuleneiche und Leopolds Bergahorn. Zwischen den Rasenflächen kontrastieren in den Baumgruppen helle Laubgehölze mit dunklen Koniferen. Gelegentlich geben Blickachsen die Sicht frei auf die roten Backsteinmauern von einer der Villen. Harmonisch geschwungene Wege und Wasserflächen gliedern den Park, der direkt an das Flüsschen Elde, einen Nebenfluss der Elbe, grenzt. Die kunstsinnige Unternehmerfamilie hatte in beiden Diktaturen, unter den Nazis und den Kommunisten zu leiden und wollte nach der politischen Wende nicht wieder auf ihr Anwesen zurückkehren, so dass die Villen jetzt der Diakonie des Klosters Dobbertin als psychosomatisches Pflegeheim dienen. Der Park, der nun wieder gepflegt wird, ist öffentlich zugänglich und erfreut seine Besucher.

Weiter im Süden, in Nordhausen am Harz entstand fast gleichzeitig der Park des Tabakfabrikanten Karl Kneiff, Er ließ 1874-1875 eine klassizistische Villa errichten und umgab sie mit dem 6 ha großen Park Hohenrode. Er ließ die Villa von dem überregional bekannten Architekten Ludwig Bohnstedt bauen und den Park von dem Gartenkünstler Heinrich Siesmayer anlegen. der auch den Park Rauischholzhausen geplant hat. Nachdem der Sohn Fritz Kneiff 1902 den Park geerbt hatte, erweiterte der die Fläche um 4 ha und beauftragte Philipp Siesmayer, den Sohn Heinrich Siesmayers, mit der Gestaltung. Es entstand ein typischer Landschaftspark mit Baumgruppen, Rasenflächen als Blickachsen und geschwungenen Wegen. Das Gelände erfuhr zusätzlich künstliche Modellierungen. Eine sehenswerte Kollektion ausländischer Gehölze wurde zusammengetragen und nach ihrer Verwandtschaft oder nach ihrer geografischen Herkunft gegliedert angepflanzt. An Gebäuden entstanden außer der Villa ein Gewächshaus, ein Pavillon, ein Nebengebäude und ein Gärtnerhaus. Im Zweiten Weltkrieg blieben Park und Gebäude vor Zerstörungen verschont In der DDR diente die Villa als Internat des Instituts für Lehrerfortbildung. Obwohl der Park zum Naturdenkmal und zum Denkmal der Landschafts- und Gartengestaltung erklärt wurde, erfuhr er nur eine unzureichende Pflege. Nach der politischen Wende kamen noch Sturmschäden hinzu und bei der Erweiterung einer Straße wurde 1985 ein Teil des repräsentativen Haupteingangs zerstört. Eine Diplomarbeit und ein Parkpflegewerk konnten erstellt werden. Die Diplomarbeit kam zu der deprimierenden Feststellung, dass der Park seit etwa 1960 nicht weniger als 30-40% seiner Arten und Formen der Laubbäume und rund 50% der Nadelbäume verloren hat. Um so mehr ist anzuerkennen, dass sich ein Förderverein des Parks angenommen hat und 2009 eine Stiftung für die Trägerschaft errichtet wurde. Es bleibt die betrübliche Feststellung, dass Park und Villa sich auch zwanzig Jahre nach der Wende noch in einem schlechten Zustand befinden.

Breidings Garten in Soltau fügt sich in die lange Kette von Parks und Gärten, die als historische Dokumente die wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und geistesgeschichtlichen Verhältnisse ihrer Zeit widerspiegeln. Sie stehen zu recht unter Denkmalschutz und sind es wert, erhalten zu bleiben. Zuweilen sind sie verkannt und gering geschätzt worden. Jetzt erfreuen sie sich wieder großer Beliebtheit als Orte der Erholung und der gestalteten Natur. Sie sind Ziele für Gartenreisen, Ausflüge und Exkursionen. Es sind Orte des Vergnügens und ebenso der Bildung. Leicht ist die Aufgabe nicht, sie zu bewahren. Einige sind in staatliche Obhut gekommen. Für andere haben sich Fördervereine und Freundeskreise gebildet. Oft ist die Errichtung einer Stiftung das probate Mittel zu ihrer Erhaltung. Langfristig kann das nur gelingen, wenn ein überzeugendes Konzept und ein plausibler Wirtschaftsplan erarbeitet wurden. Die Breidings Garten entsprechenden Parks lassen sich auch in diesem Punkt vergleichen. Park Schloss Biesdorf ist in das Eigentum des Landes Berlin übergegangen. Die Zukunft versucht der Verein „Stiftung Ost-West-Begegnungsstätte Schloss Biesdorf“ zu sichern. Park Schloss Rauischolzhausen befindet sich im Eigentum des Landes Hessen, wird von der Justus-Liebig-Universität Gießen als Institut für Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung genutzt. Der Bausch-Park in Neu Kaliß ist ebenso wie der Park Hohenrode in Nordhausen und Breidings Garten in Soltau in die Trägerschaft von Stiftungen übergegangen. In Nordhausen und in Soltau wurden Fördervereine gegründet. Die Jugendstilvillen im Bausch-Park werden als psychosomatisches Pflegeheim genutzt, was die Zugänglichkeit des Parks nicht hindert. Die Pacht fließt der Parkpflege zu. Für die Villa im Park Hohenrode wird eine Nutzung noch gesucht. Das trifft auch auf die Villa in Breidings Garten zu. Für die Pläne, ein Ausflugsrestaurants einzurichten, kann man der Stiftung und dem Förderverein Breidings Garten nur viel Erfolg wünschen. Villa und Park bieten gute Voraussetzungen, attraktive Ziele werden.

Literatur

Basin, Germain: DuMont’s Geschichte der Gartenbaukunst. Köln 1990
Von Buttlar, Adrian: Der Landschaftsgarten. Gartenkunst des Klassizismus und der Romantik. Köln 1989
Von Buttlar, Adrian: Englische Gärten. In: Sarkowicz, Hans (Hrsg.): Die Geschichte der Gärten und Parks. Frankfurt am Main und Leipzig 1998
Hahn, Stefanie und Hoffmann, Andrea: Gartenhorizonte. Historische Gärten zwischen Aller, Elbe und Weser. Berlin 2007
Heimatbund Niedersachsen e. V. und Niedersächsische Gesellschaft zur Erhaltung historischer Gärten e. V. (Hrsg.): Historische Gärten in Niedersachsen. Katalog zur Landesausstellung. 2. Aufl., Hannover 2002
Hennebo, Dieter und Hoffmann, Alfred: Geschichte der deutschen Gartenkunst. Bd. 3: Der Landschaftsgarten. Hamburg 1965
Leyhe, Urs und Poldrak, André: Breidings Großer Garten. Der Sommersitz einer Industriellen-Familie in Soltau. Diplomarbeit am Institut für Landschaftsarchitektur der Leibniz-Universität Hannover, Hannover 2008
Sarkowicz, Hans (Hrsg.): Die Geschichte der Gärten und Parks. Frankfurt am Main und Leipzig 1998
Schormann, Michael Heinrich: Gut Grün – Historische Gärten und ihre Restaurierung, in: Jahresbericht der VGH-Stiftung für 2002, Hannover 2003
Tute, Hans Joachim: Schloss Schwöbber. Geschichte und Gegenwart. Lamspringe 2005

2010